Es ist mucksmäuschenstill. Im Kopf verhallen noch die letzten Klänge vom Einsingen. Jetzt sind alle ganz gespannt auf die Probe. Doch was ist das? Es ist Besuch da und hat jede Menge Fragen mitgebracht.

Wir befinden uns im großen Musiksaal der Waldorfschule Kaltenkirchen. Hierher hat sich der Pop-Chor unserer Kirchengemeinde zurückgezogen, denn es ist Winter und in der Michaeliskirche ist es kalt. Das Aufheizen der Kirche ist bei den gegenwärtigen Energiepreisen teuer und im Michaelishaus ist es zu eng.

Zur Probe haben sich ca. 40 Sängerinnen und Sänger zusammengefunden. Die meisten sind überrascht, denn sie wussten nicht, dass wir kommen. Wir – das ist eine Abordnung des Kirchengemeinderates (KGR). Im Gemeindeausschuss des KGRs haben wir uns vorgenommen, das Gemeindeleben unserer Kirchengemeinde zu stärken. Z.B. wollen wir den Austausch zwischen den Gruppen der Gemeinde fördern und damit die Gemeinschaft beleben. Relativ schnell ist uns klar geworden, dass wir dazu erstmal die vielen Gruppen der Gemeinde kennenlernen müssen. Wie ticken sie und was sind ihre Bedürfnisse? Jeder von uns kennt doch immer nur einen kleinen Ausschnitt aus der Gemeinde. So haben wir uns vorgenommen, zumindest die großen Gruppen einmal zu besuchen. Über die ersten beiden Besuche möchten wir an dieser Stelle berichten, weitere werden folgen.

Der Pop-Chor berichtet begeistert von seinen Proben mit Pop-Kantor Jan-Ole Bartnick: Es werden moderne kirchliche Lieder, Gospels, Pop im Allgemeinen und alles, was sonst noch Spaß macht, erarbeitet. Mit den Stücken werden Gottesdienste, z.B. der Ankerplatz-Gottesdienst, aber auch schon mal der klassische Sonntag-Morgen-Gottesdienst bereichert.

Der Chor ist noch ganz neu: Er wurde im Sommer 2022 gegründet. Es wurde überörtlich nach Sänger/innen gesucht und die Resonanz war überwältigend. Schnell ist der Chor auf eine Zahl von 60 Mitgliedern im mittleren Alter angewachsen. Eigentlich ist der Chor damit voll, aber Männerstimmen werden immer noch aufgenommen. Ein Name war ebenfalls bald gefunden: Jolero, frei nach dem Spitznamen des Chorleiters, Jole. Dadurch, dass die Gruppe neu ist, war die Gemeinschaft offen für alle und man fühlte sich gleich wohl. Alle kommen montagabends aus verschiedensten Lebenswelten zusammen, um gemeinsam etwas Schönes zu machen und dieses Gefühl für den Rest der Woche zu bewahren. Besonders freut man sich auf den Ohrwurm, den man mit nach Hause nimmt.

Die wichtigsten Ziele sind für den Chor, Gemeinschaft zu erleben und gemeinsam Spaß zu haben, eben beim Musikmachen. Dabei begreift man sich aber auch als Gruppe, die durch ihre Musik die Kirche nach außen darstellt und die Kultur fördert.

Nach 20 Minuten Gespräch ist es Zeit, der Chor muss langsam mit der Probe beginnen. Danke, lieber Chor, dass ihr uns an eurer Begeisterung teilhaben lassen habt! Wir sind gespannt auf eure nächsten Auftritte.

Szenenwechsel. Wir sind zu Besuch beim Männerfrühstück. Hier ist es erstmal wuselig und laut. Das Gespräch mit der Abordnung des KGR ist an diesem Tag Hauptthema und wir haben jede Menge Zeit, die Gruppe kennenzulernen.

Einmal im Monat trifft Mann sich zu einem Frühstück mit anschließendem Vortrag am Samstagmorgen im Michaelishaus. Am Vortag kaufen zwei Teilnehmer der Runde ein, am Veranstaltungstag startet Hans Winger um 7:30 Uhr mit dem Tisch decken und Eier kochen (hart und weich!) und Obst schneiden.

Um 9:30 Uhr geht es dann los. Die Teilnehmer sitzen im Quadrat, so dass jeder jeden sehen kann. Jeder hat ein Namensschild vor sich, auf dem der Vorname groß und der Nachname klein zu lesen ist. In der Gruppe duzen sich alle. Pastor Fuß eröffnet die Runde mit einer Andacht, meist zu einem Bibelvers. Anschließend wird allen Teilnehmern, die in den vergangenen 4 Wochen Geburtstag hatten, gratuliert. Dann geht es mit dem Frühstück los. Bei lustiger Runde wird ausgiebig gefrühstückt.

Nach ca. einer Stunde bittet Tilman Fuß um Ruhe und leitet das Thema ein. Normalerweise gibt es einen Vortrag zu einem beliebigen Thema inklusive Diskussion, was ca. 1 Stunde dauert. Entweder hat ein Teilnehmer der Runde zu einem Thema recherchiert, oder es wird ein externer Gast eingeladen. Hauptsache, das Thema ist interessant. Manchmal finden aber auch Ausflüge statt, z.B. ist eine Fahrt nach Neustadt geplant, mit Stadtrundgang und Besichtigung der Firma Otto Buer, die Glocken restauriert und instand setzt.

Das Besondere an dieser Gruppe ist, dass sehr unterschiedliche Menschen zusammenkommen und die Gruppe trotzdem sehr harmonisch miteinander ist. Meinungsverschiedenheiten werden behutsam geklärt. Der Zusammenhalt wird durch Tilman Fuß gefördert, der auf die Menschen zugeht und besonnen moderiert. Es gehören insgesamt 40 Männer ab ca. 60 Jahre dazu, bei einem Treffen sind meist um die 20 bis 25 Personen dabei. Die Gruppe ist gegenüber neuen Leuten offen, z.B. möchte man gern jüngere Männer dazugewinnen. Gesucht sind außerdem Türöffner, die Kontakte zu interessanten Organisationen und Betrieben herstellen können. Die Offenheit, auch gegenüber Teilnehmern, die noch keinen Bezug zum Christentum haben, die vielen Anregungen, die Gespräche über Gott und die Welt, ebenso wie die kleine Andacht, Lieder und Gebete und das Selbstverständnis als christliche Gruppe halten die Gruppe zusammen. Besonders freut man sich auf das Lachen, wenn man in die Gruppe geht.

Wie beim Pop-Chor stehen die Ziele, Gemeinschaft zu erleben und gemeinsam Spaß zu haben ganz oben. Das Männerfrühstück wird aber auch als Möglichkeit gesehen, den Alltag als Christ zu leben und sich sozial zu engagieren, z.B. wird Geld gesammelt und ein guter Zweck unterstützt. Neben den Zielen, Glauben kennen zu lernen, Halt und Orientierung zu finden oder zu geben und Kirche nach außen darzustellen, sieht man im Männerfrühstück eine Netzwerkfunktion, denn im Rahmen dieser Gruppe werden auch Informationen weitergegeben und Kontakte aufgebaut.

Still wird es am Ende der Diskussion nochmal, als Jens Knäbe, Vorsitzender unseres Bauausschusses und an diesem Morgen Teil der KGR-Abordnung, über die aktuellen Bauvorhaben der Kirchengemeinde informiert, denn welchen Mann interessiert das Thema Bauen nicht?

Abschließend ein herzliches Dankeschön an alle Teilnehmer für das Frühstück, den Spaß, den wir miteinander gehabt haben, weiterhin dafür, dass ihr eure Gedanken mit uns geteilt habt und dass wir in die Gruppe hineingucken konnten!

Uwe Amthor, Hannes Wendt, Mareike Wendt aus dem Gemeindeausschuss